Wieso Gottfried den Alukoffer an sich nahm und einfach weiterfuhr kann er bis heute nicht genau erklären. Er schaute sich um, es war niemand zu sehen und zu hören, darauf stellte er den Koffer in den Fußraum des Jumpy, das leise klicken eines Smartphones hörte er dabei nicht. Leise pfeifend sog er die feuchte Herbstluft in seine Lungen, stieg ins Auto und fuhr ins Kaff. Nachdem er die Waren wie immer korrekt ausgeliefert hatte, setzte er sich in die Kiste und fuhr über Sommerach zurück. Im Katzenkopf mit seinen gut 300 ha eine der größten Weinlagen in Franken, fuhr schon oder immer noch ein Vollernter, er sah nur das bewegte Licht im Weinberg. Als er den Bus über die Kanalbrücke bei Gerlachshausen steuerte sah er Notarztwagen, Polizei und einen Krankenwagen die im Konvoi Richtung Volkach fuhren Tatü, Tata, Tatü, Tata das Lied von Seiler und Speer lief gerade im Radio.Er konnte schon wieder schmunzeln. In Höhe von Hörblach kam ihm noch ein Streifenwagen entgegen. In Kitzingen lud er erneut und fuhr zur Filiale nach Eibelstadt und wieder zurück. Nach dem Ausladen des Lehrguts überlegte er wie er möglichst unauffällig den Alukoffer in sein Auto bekam. Er stellte den weißen Jumpy einfach neben dem schwarzen Caddy ab und hievte den Koffer durch die Seitentür auf die Rücksitze und sperrte ab, ging zurück zum Betrieb holte sich ein paar frische Brötchen und die Mainpost und fuhr nach Hause. Es war inzwischen hell geworden und der Nebel hatte sich auch gelichtet so dass er den Alukoffer noch im Caddy lies, die neugierigen Nachbarn brauchen das nicht zu sehen dachte er sich so im Stillen. Er ging ins Schlafzimmer um ein wenig zu schlafen, später wollte er dann in den Weinbergen um Sulzfeld schöne Herbstbilder aufnehmen, das Wetter war gut gemeldet und die Bäume und das Laub der Weinstöcke begannen sich eben geradezu verfärben, er brauchte für seinen Sulzfeld Bildkalender noch ein schönes Kalenderblatt. Gottfried war eigentlich Fotograf, aber seit das iPhone 5 auf den Markt kam und Selfies in Mode gekommen sind hatte er fast keine Aufträge mehr im Portraitsektor zu verzeichnen und auch Passbilder und Bewerbungsfotos waren nicht mehr so stark gefragt seitdem es präzise Anleitungen im Internet und auch entsprechende Apps dafür gab um die eigenen Passfotos selber mit dem Smartphone zu erstellen. Sein Fotostudio hatte er verkauft, obwohl er nur eine sehr geringe Miete dafür bezahlen musste machte es ihm keinen Spaß mehr, weil eben zu wenig Betrieb war aber vor allem weil ein Fotostudio eine kreative Wüste für ihn darstellte. Früher organisierte er an Samstagnachmittagen, wenn er nicht gerade eine Hochzeit fotografierte, sehr oft ein Modelsharing zu dem er ein Aktmodel engagierte und 4 – 5 Fotografen dazu einlud. Da gab es die unterschiedlichsten Typen darunter welche die nur kamen wenn das Model Körbchengröße 85E und mehr vorweisen konnte, andere zogen Modelle vor, die angaben gerade mal 18 Jahre zu sein und dabei ein sehr jugendliches Aussehen hatten. Aber drei Jahre 18 das fällt dann halt auch auf. Es gibt die Fetishfreaks die auf Latex standen oder auf ein tätowiertes „Alternativmodel“, mit vielen Piercings, wie es in der Beschreibung in der Modelkartei so schön hieß. Es waren aber auch Fotografen dabei die künstlerisch wertvolle Bilder machen wollten und dann war Gottfried gefragt um eine schöne Lichtführung aufzubauen. Diese Jungs bevorzugten dann langbeinige Modelle mit einem schönen Body. Eigentlich gibt es nichts Schöneres als einen zauberhaften Frauenkörper mit schönen Kurven in einem schönen Licht zu fotografieren und er hat da auch immer ganz gut verdient mit diesen Veranstaltungen. Es ist halt alles eine Preisfrage Modelle aus Tschechien waren so um 2005 noch sehr günstig zu haben, mittlerweile haben alle nachgezogen selbst die Mädels aus Weißrussland lesen die Zeitung. Diese Art der Fotografie hat sehr wohl ihre Reize wenn man das Spiel mit dem Licht beherrscht. Gottfried war es aber mittlerweile zu langweilig geworden nach dem 120igsten Modelsharing löste er das Studio auf er hatte genug von Titten und Muschis, aber auch aus den schon erwähnten Schwierigkeiten im Portraitbereich. Er orientierte sich neu, verkaufte das gesamte Inventar samt Blitzanlagen und Hintergrundrollen und stieg in die Sportfotografie ein, er hatte ja schon früher in der Zeit als er selber noch Radrennen gefahren ist sehr viel Sport fotografiert. Damals halt noch analog. Fußball sollte es also werden und ist es auch geworden, aber nicht die großen Spiele in der Bundesliga….. Fortsetzung folgt.
Nemesis ist der Arbeitstitel des Romans
Jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist rein zufällig. Namen und Handlung sind frei erfunden.
![Vollernter-in-der-Nacht]()
Vollernter bei Nacht in der Weinlage Sommeracher Katzenkopf